Die Zeiten ändern sich. Man altert. Man muss sehen, wie einem die Träume verloren gehen. Man schaltet den Fernseher an und kommt kaum noch mit. Alle reden schnell über Dinge, die man gar nicht mehr versteht. Man freut sich über das tägliche Börsenallzeithoch, dann fällt einem ein, dass man gar keine Aktien besitzt. Man sieht die Aufstände in unbekannten Ländereien – da fährt man jetzt besser nicht hin.
Man geht zur Arbeit, aber man weiß nicht warum. Man besucht sehr häufig die Toilette – ob den Kollegen das auffällt? Man kommt erschöpft nach Hause, auch wenn man nichts geleistet hat. Flüchtige Begrüßung von Frau und Kind, man fragt sich warum überhaupt.
Gerne würde man noch mehr darüber berichten, aber man ist müde und muss jetzt ins Bett.
Guter Mann, Sie brauchen eine Psychotherapie – am besten auf meiner kuscheligen Couch. Damit ich mir auch bald wieder ein schönes Aktienpaket zulegen kann.
Gott sei Dank begrüßt mich zu Hause weder Frau noch Kind nicht. Denn ich bin homosexuell.
Mit feucht-warmem Gruß
Ihr Dr. Siegrid Freud-Haus
Wenn einer einem so etwas schreibt, dann ist man noch betrübter als wie schon zuvor.