Thomas Knüwer: was ist ein Visit, was ist ein PI, wer bin "Ich"?

Laut Alexa-Ranking und Technorati-Backlink Statistik ist Knüwers Blog eines der bekanntesten Medien-Blogs in Deutschland. Ich interessiere mich für die Entwicklung dieses Blogs seit Anfang 2006 und habe gelegentlich Kommentare dort eingestellt. An dieser Stelle wird in Zukunft sicherlich öfters über dieses Blog berichtet werden.

Ich würde mich übrigens sehr über Hinweise auf weitere Medien-Blogs (also von Journalisten im Auftag Ihres Mediums erstellte Blogs) freuen, die besondere Aufmerksamkeit verdienen.

Der Titel seines Blogs „Indiskretion Ehrensache – Notizen aus dem Journalistenalltag von Thomas Knüwer“ verrät einiges:

  • Provokant soll es sein („Indiskretion“)
  • Es geht um seinen Alltag – also um alles und nichts aber vor allem um Knüwer selber

Er hat sich jedoch auf einige Themen spezialisiert: PR-Bashing, Medienschelte (Schelte der Medien die nicht so ticken wie er) und egomanische Eskapaden (die Selbst-Referentialität des Blogs hat über die Jahre immerhin etwas nachgelassen).

Ich möchte vorwegnehmen, was mir an Knüwers Blog aufstösst. Ich werde diese Kritikpunkte in späteren Postings konkretisieren:

  • Gepoltere: in der guten alten Tante Handelsblatt würde auf derart niedrigem Niveau wie dies oft im Blog zu finden ist niemals auch nur eine Zeile erscheinen. Selbst Stefan Baron hätte in seinen mittlerweile legendären postmodernen Schuhplattler-Geleitworten nicht derartige Chauvinismen losgelassen wie Knüwer in seinem Blog. Wieso darf er das? Darf jeder, der damit ein paar Pageimpressions für handelsblatt.com produziert (denn da werden seine PI’s gezählt) im Titanic-Stil losschreiben, Herr Ziesemer?
  • Inhaltlich stark schwankende Qualität: das Knüwer gelernter Jounalist ist, der rhetorisch und stilistisch sicher schreiben kann, möchte ich nicht in Abrede stellen. Inhaltlich geben sich interessante Konferenzberichte und ellenlange Harry-Potter Blogleseungen die Staffel in die Hand, was für mich Ausdruck der Beliebigkeit ist, die mir an einem solchen Blog misfallen.
  • Kommentarzensur: einige meiner Kommentare wurden von Knüwer entfernt, obwohl der Inhalt definitiv nicht illegal war. Ich kann nicht verstehen, wie ein Journalist auch nur auf die Idee kommen kann, so vorzugehen. Eine nicht absolut notwendige Kommentarzensur diskreditiert meiner Meinung nach jeden Journalisten.

Um überhaupt eine Idee davon zu bekommen, wie einflussreich ein Blog wie das von Knüwer ist, hätten mich PI / Visit Angaben interessiert, wie sie auf http://www.ivw.de/ abrufbar sind. Handelsblatt.com bringt es so auf 6 Mio. Visits und 30 Mio. PIs. Steuert das Knüwer Blog vielleicht eine substantielle Größe – sagen wir 1% davon – bei? Nicht einfach zu erfahren. Da kam mir ein Posting von Knüwer gerade recht:

http://blog.handelsblatt.de/indiskretion/eintrag.php?id=1514

Er behauptet darin erstens, kein Leitmedium zu sein. Das ist wenig überraschend denn wenn dann wäre ja Handelsblatt.com das Leitmedium und nicht Thomas Knüwer, aber offensichtlich sieht es sich selber als ein Medium, „ich bin mein Blog“ und das Blog ist ein Medium und nicht der journalistische Kontext des Blogs.

Er kocketiert aber in Wahrheit, denn er sieht sich selber doch als Leitmedium, denn er sagt aus, dass sein Blog es auf ca. 80.000 Visits im Monat bringt. Das wären also immerhin rund 1,35 Prozent der Visits, die handelsblatt.com im Monat schafft. Per Kommentar fragte ich an, ob er da nicht PI’s mit Visits verwechselt.

Darauf antwortet Knüwer nicht. Inzwischen wurde mir aus gut informierten Kreisen zugespielt, dass sein Blog im Monat noch nicht über 75.000 Pageimpressions produziert hat. Das sind dann also 0,25 Prozent des handelsblatt.com Traffics, eine eher magere Ausbeute, wie ich finde und wirtschaftlich vertretbar eigentlich nur dann, wenn Knüwer nur in seiner Freizeit bloggt (vielleicht tut er das ja) und dann sollte er dies auch unter knuewer.com tun – womit sich meine Kritik in Luft auflösen würde denn mir geht es nicht um die Niggemeiers und Riesenmaschinen sondern eben um die Knüwers, die in Ihre Redaktionskissen pupsen und sich doch als digitale Revoluzzer fühlen.

Offen bleibt die Frage, ob Knüwer bewusst seine Reichweite übertrieben hat oder ob er den Unterschied zwischen PI und Visit nicht kennt. Beides gleich schlimm.

3 Gedanken zu „Thomas Knüwer: was ist ein Visit, was ist ein PI, wer bin "Ich"?

  1. Thomas Knüwer

    Wie schön!. Ein Blog nur für mich! Schade, dass der Eintrag so falsch ist, zumindest bei den Zahlen. Alles andere ist ja Meinungssache, da will ich mich nicht einmischen.

    Gerne aber darf ich Ihnen jetzt auch offiziell – so was ist bei uns nun mal auch Geschäftsgeheimnis – verrraten, dass mein Blog im September rund 83.000 PI hatte. Das ist die harte IVW-Rechnung. Dazu muss angemerkt werden, dass die tatsächlichen Zahlen aufgrund der technischen Gegebenheiten (der Kollege Julius Endert erläutert Ihnen das gerne persönlich) rund 20 Prozent höher liegen. Und, dass ich im September ein paar Tage in Urlaub und auf Dienstreisen weilte.

    Somit dürfen Sie inhaltlich von der Indiskretion halten was Sie wollen. Aber bitte keine falschen Zahlen mehr verbreiten, d’accord?

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  2. hANNES wURST

    Die Behauptung war, dass Sie Visits mit PIs verwechseln, was ja offensichtlich auch der Fall ist. Das ist meiner Meinung nach dann peinlich, wenn man das eigene Blog mit einem Startup und dessen PI/Visit Zahlen misst. „Vorgetäuschtes Expertentum“

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